Heute Abend nehme ich an einer öffentlichen Veranstaltung teil. Also musste ich mich testen lassen. Es war der erste einer Reihe von Testen, die in der kommenden Zeit nötig sein werden.
Als ich im Testzentrum ankam, war vor mir ein etwa 55jähriger Mann. Er bewegte sich zurückhaltend. Der Schluss lag nahe, dass er wie ich zu den Nicht-Geimpften gehörte – warum sollte er sonst das Testzentrum besuchen?
Mein Test verlief erstaunlich gut – die Assistentin, die ihn durchführte, war nett, menschlich und mitfühlend.
Als ich nach draussen kam, sah ich den Mann wieder; wir hatten unser Fahrrad am selben Ort abgestellt. Ein Gespräch entwickelte sich. Wie ich gehört er nicht zu den Fanatikern, aber er ist kritisch. Er erlebt bereits soziale Schwierigkeiten, weil er in seiner Freizeit in einem Verein verkehrt, wo er einer von nur ganz wenigen ist, die nicht geimpft sind. Mir fiel seine Feinsinnigkeit auf. Er sagte, er wolle niemandem irgendwie schaden oder jemanden gefährden. Er sehe für sich einfach die Impfung nicht ein. Meiner Bemerkung, dass das persönliche Weltbild frei sein sollte, stimmte er zu, sagte jedoch: „Noch sind wir frei. Wir müssen uns zwar den Schikanen aussetzen und für die Tests Geld investieren, aber wir haben noch die Wahl“.
Was für ein feiner Mensch. Kein Haudegen, kein Extremist, kein Spinner – einfach ein Mensch mit Herz und Geist. Ich bin sicher, es gibt viel mehr von ihnen, als ich oft meine. Menschen, die in ihrem Innern frei sind und sich nicht von der schwarz-weiss-Malerei der Medien vereinnahmen lassen.
Wohlgemerkt: dasselbe gilt für Menschen, die die Impfung für sich wählen. Auch solche kenne ich. Eine gute Freundin von mir gehört dazu. Freiheit weht überall. Es ist alles eine Frage des Wie.