Ein Gedankensplitter aus dem täglichen Denken: In meinem bisherigen Leben war ich immer gewohnt, durch Gespräche mit Leuten oder andere Aktivitäten mein Leben so einrichten zu können, dass ich mich frei bewegen konnte. Nun ist das nicht mehr so. Ich muss mich – ob ich es will oder nicht – mit der Dauertesterei auseinandersetzen, Testtermine planen, der Zertifikatspflicht nachkommen, obgleich ich zu 100% gesund bin. Gespräche sind in sehr vielen Fällen fruchtlos, im Gegenteil: der weitaus grösste Teil der Diskussionen rund um Covid verhärten die Fronten, anstatt dass sie gegenseitiges Verständnis fördern.
Ich kann diese Situation innerlich bekämpfen. Ich kann Diskussionen führen. Ich kann mich wehren. So gut das aufs Erste ist, so fürchterlich sind die konkreten Auswirkungen. Aus Diskussionspartnern werden erbitterte Gegner. Es ist wie bei den alten Religionskriegen, zum Beispiel zwischen Reformierten und Katholiken im 16. Jahrhundert: je länger es geht, desto schlimmer wird es. Schlimmer und aggressiver. Die Leute bringen sich gegenseitig um – damals tatsächlich, heute mit Worten. Ziel ist es nicht mehr, den Gesprächspartner zu verstehen, sondern ihn zu erledigen. Die Energie, die da freigesetzt wird, ist nur zerstörerisch. Es schwächt mich und nimmt mir jede Lebensfreude.
So ist mein heutiges Vorgehen das: ich will die Situation akzeptieren. Ich will akzeptieren, dass ich als Ungeimpfter mich im Konflikt mit der jetzigen offiziellen Impfstrategie befinde. Ich kann daran nichts ändern. Ich weiss: ich muss mich testen lassen. Ich habe keine Wahl. Also tue ich es. Die Tests bringen mich nicht um. Ich bin auch bereit, das Geld für die Tests zu investieren, sollte es dabei bleiben, dass sie ab dem 1. Oktober kosten. Fruchtlose Diskussionen meide ich. Wenn mich jemand fragt oder es eine Gelegenheit gibt, Stellung zu beziehen, dann beziehe ich Stellung. Damit entziehe ich der zerstörerischen Energie ihre Macht. Ich werde in gewisser Weise frei von dem Thema.
Auf anderen Ebenen kann ich ja trotzdem kämpfen. Ich kann Leuten Unterstützung zukommen lassen, von denen ich weiss, dass sie wie ich sich nicht impfen lassen wollen. Ich kann an Petitionen teilnehmen. Ich kann ruhige, gelassene Aufklärungsarbeit leisten. Ich kann täglich einen Weg suchen, um mit den Umständen umzugehen.
Mit anderen Worten: ich kämpfe die Schlachten, von denen ich weiss, dass ich sie gewinnen kann. Und ich kämpfe keine Schlachten, von denen ich weiss, dass ich nur verlieren kann. Denn die zerstören mich nur und führen nirgendwo hin.
So übe ich mich also in Gelassenheit. Es ist schwer und fordert mich auf allen Ebenen. Mein nächstes Übungsfeld ist eine Teamsitzung, die morgen Vormittag stattfinden wird.
PS: diesen Beitrag habe ich im Eintrag vom 20. September verbessert.