Religion

Ein Freund sagte mir vor einiger Zeit: Was früher Religion war, ist heute durch Wissenschaft und Medizin ersetzt worden. Er meinte es positiv. Ich bin nicht so sicher, wie positiv das wirklich ist. 

 

Gestern war ich in einem Testcenter, das in einer Kirche lokalisiert ist. Wo früher der Altar (oder wie man auf gut reformiert sagt: Abendmahlstisch) stand, stehen jetzt Computer, wo das Personal Daten der Getesteten eintippt. Es hat fast etwas Bizarres. Medizin als Religion. Die Priester*innen in weissen Gewändern. Und was mich am meisten erschreckt: wie die Mechanismen gleich sind wie in der Religionsgeschichte. Ich habe schon öfters darüber geschrieben. Es gibt den "richtigen" Glauben, und alles andere ist Ketzertum, das für die "Rechtgläubigen" eine Gefahr ist. Ich spüre in so vielen Begebenheiten und Begegnungen, wie diese Art von Religion destruktiv in das Leben eingreift, Beziehungen gefährdet und vor allem die Leute in den Kopf hinein jagt, statt die Herzen zum Klingen zu bringen.

 

Ich weiss, meine Ausdrucksweise ist pointiert hier. Und auch ich muss aufpassen, dass ich nicht aus meinem Glauben eine Religion mache und meine, ich wüsste es besser als alle anderen. Aber was ich sicher machen kann, ist mich für Glaubensfreiheit einsetzen, sei es nun spirituell oder medizinisch.