Surreales

Ein intensives Wochenende liegt hinter mir. 

 

Ein zweitägiger Vereinsanlass mit Proben für eine anstehende Produktion. Zu Beginn sagte die Leiterin, wie grossartig es sei, dass wir nun - nach so langer Abstinenz - wieder derartige Produktionen durchführen können. 

 

Ich denke bei mir: ja, das stimmt. Es tut gut. Ich freue mich, all die Menschen zu sehen und gemeinsam an etwas zu arbeiten. 

 

Gleichzeitig waren etwa ein Drittel der Mitglieder abwesend, weil sie sich mit der herrschenden Zertifikatspflicht nicht einverstanden erklärten. Niemand sprach von ihnen.

 

Es war ein "Normalzustand", der gut tat - und es war ein "Normalzustand", der surreal war. Auf Englisch sagt man: "there's an elephant in the room". Das bedeutet: es ist ein Elefant im Raum, ein riesiges Tier - aber niemand spricht davon. Es ist ein Normalzustand, der keiner ist. Jeder tut, als ob Normalität herrsche. Aber faktisch sind wir von Normalität weit entfernt. 

 

So ist das Bild des Wochenendes wie ein Kaleidoskop: viele gute Begegnungen, die wirklich gut waren, die real waren. Und zugleich ein Riesenproblem, das im Raum steht.

 

Warum es uns nur so schwerfällt, dieses Riesenproblem anzuerkennen, zu adressieren, uns bewusst zu sein, dass wir in einer Situation sind, mit denen ein Drittel der Mitglieder nicht mitkann - und trotzdem mit guter Energie zu arbeiten? 

 

Das müsste doch möglich sein, denke ich mir... Die Realität nicht verdrängen und nicht auf "heile Welt" machen - und dennoch mit Kraft und positiver Stärke in der Gegenwart zu sein.

 

Ich bin müde, und so sind meine Gedanken etwas wirr. Aber vielleicht könnt Ihr trotzdem herausspüren, was ich da zu sagen versuche.