Philosophisches

Für heute etwas Philosophisches:

 

Immer mehr hat sich in den letzten Wochen ein Hauptargument für die Impfung herauskristallisiert: die Überlastung der Intensivstationen bzw. des Intensivpersonals. Es wird meist gleich an erster Stelle genannt.

 

Verbunden damit ist der Begriff der Solidarität. Wer sich nicht impfen lässt, riskiert, auf einer Intensivstation zu landen. Sie oder er setzt damit das Intensivpersonal einer unerträglichen Belastung aus. Zahlreiche Pflegende – so wird berichtet – hätten aus diesem Grund bereits ihre Arbeit niedergelegt.

 

Was löst dieses Argument aus? Zunächst wird ein moralischer Druck aufgebaut. Niemand will andere Menschen mit sich selbst belasten. Und so steigt die Befürchtung auf: vielleicht lande ich ja wirklich eines Tages dort... Und wenn es so wäre, wäre dann die Impfung nicht doch das kleinere Übel?

 

Darunter liegt jedoch noch etwas Tieferes: die Angst vor dem Krankwerden an sich. Die Angst vor dem seriösen Krankwerden. Die Angst davor, auf einer isolierten, schreckerregenden Intensivstation zu landen. Und unter dieser Angst lugt die Angst vor dem Tod hervor. Seit dem Beginn der Covid-Zeit arbeiten Medizin, Politik und Medien damit.

 

Im Mittelalter war die Kirche die Regentin über Leben und Tod. Sie hat die Angst vor dem Tod als Angelhaken für ihre moralische (und politische) Macht benutzt. Der für uns heute rätselhafte Ablasshandel konnte nur darum so erfolgreich sein, weil dieser Angelhaken funktioniert hat. 

 

Heute sind nicht Ablassbriefe das Ticket für die Teilnahme an der Gesellschaft, sondern das Zertifikat. Unabhängig von der Impffrage muss sich jede*r diesem Zertifikat fügen: entweder mit der Impfung oder mit dem Bezahlen der teuren Tests. Macht er oder sie das nicht, wird er oder sie zwar nicht verhungern, aber doch aus der Gesellschaft grossenteils ausgeschlossen.

 

Im Mittelalter hat es die Kirche nicht dabei belassen, die Leute mit diesem Angelhaken an sich zu binden. Sie hat auch aktiv dafür gesorgt, dass die Menschen, die den Angelhaken erkannten und sich der Kirche nicht fügen wollten, verschwanden. Hexen wurden zunächst als Gefahr für die Seelen der Menschen verleumdet. Später verbrannt. Ketzer ermordet. 

 

Heute verbrennt man keine Hexen mehr. Aber man entzieht ihnen die Lebensgrundlage. Eine Freundin erzählte mir gestern, wie ihre Verwandten in Deutschland unter dem Druck zusammengebrochen seien. Sie hätten allesamt ihre Arbeit verloren – und so mussten sie sich dem faktischen Zwang zur Impfung beugen. Ja, so läuft es heute. Und die Verleumdung von Impfkritiker*innen als „Gefahr für die Gesellschaft“ ist allgegenwärtig.

 

Verbrechen waren im Mittelalter Teil der Geschichte. Sie sind es auch heute. Es nützt nichts, das schönzureden.

 

Die Angst vor dem Tod ist jedoch gleichzeitig auch der Angelpunkt, um mich aus dem Machtbereich von Medizin und Staat herauszuheben. Wie jede*r will auch ich viel und lange leben. Es gibt noch so viel, was ich auf dieser Erde entdecken und erleben will. Aber wenn eines Tages der Tod kommt, dann kommt er. In diesem Sinne bin ich fast sicher, dass ich nie auf einer Intensivstation landen werde. Weil ich das nicht will.

 

– Nun erschrecke ich fast ob meinem eigenen Mut, diese Worte hinzuschreiben. That’s quite a statement, würde man auf Englisch sagen. Aber ich merke, wie es mich unabhängig macht. Ruhiger. Hier, in diesem Bereich, hat keine Regelung, keine Statistik, kein Arzt und kein Politiker Macht über mich.