Heute war ich mit einem Freund von mir im Restaurant. Niemand trug eine Maske. Es war wie vor 2 Jahren, wie wenn die Zeit still gestanden wäre. Der Freund von mir ist geimpft und versteht meine Kritik grundsätzlich nicht wirklich. Wir sprachen über dies und das.
Ich freue mich über einen solchen Abend. Und ich halte den Atem an. Wie bisher weiss ich nicht, wohin das jetzt führt. Wie die Welt im Herbst sein wird, wenn die gefürchteten Viren und ihre noch gefürchteteren Vertreter*innen in Politik und Spitälern wieder auf ihre Kessel schlagen und die alte Angst schüren.
Ja, ich habe Wunden davongetragen in den letzten 2 Jahren. Ja, ich habe inneren Reichtum gefunden, so golden, wie ich es nicht geahnt hätte. So bin ich still. Kein lauter Jubel entkommt meinen Lippen. Aber auch kein Niedergeschlagensein. Mehr ein stilles Gebet. Eine Meditation mitten im äusseren Leben.
Bevor der Freund auf den Zug ging, kaufte er sich im Coop am Bahnhof ein Getränk. Wir gingen an die Selbstbedienungs-Kassen. Ich blickte zu den regulären Kassen hinüber. Eine der Verkäuferinnen blickte zurück. Sie war vielleicht 55jährig. Ein leises Lächeln erschien auf ihren Lippen. Es war, wie wenn wir uns still sagten: "Gell, es ist schön, dass wir wieder frei und maskenlos atmen können."
Das war ein wunderbarer, kleiner, kurzer Moment der Gegenwärtigkeit einer anderen Ebene.